„Qualitäten als Stand-up-Comedian“

… schreibt Constantin Binder in der NOZ zum Marketingexperten Prof. Dr. Christian Blümelhuber.

06.06.2014
Osnabrück. Zum Abschluss des dritten Wissensforums der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ referierte Marketingexperte Christian Blümelhuber über die „Ausweitung der Konsumzone“ – mit den Qualitäten eines Stand-up-Comedians und der Expertise eines Neuropsychologen.

Marketingexperte Christian Blümelhuber kommt schnell zur Sache. „Was ist der Unterschied zwischen einem normalen Film und einem Porno?“, fragt er die Besucher des Wissensforums am Donnerstagabend in der Osnabrück-Halle. Genau: Bei einem Spielfilm warte man ewig auf den Höhepunkt – bei „Titanic“ wahlweise auf den Untergang des Schiffes oder den Leonardo DiCaprios –, dann sei der Film zu Ende. „Langweilig!“, ruft der Professor für strategische Kommunikation dem Publikum zu. Der Porno dagegen sei eine „Aneinanderreihung von Nummern“ – viel besser. Genau das müssten Unternehmen ihren Kunden bieten.

Erfrischend frech und frei

Erfrischend frech und frei nimmt Blümelhuber sein Publikum mit in die Welt des Marketings. Sein Vortrag zur „Ausweitung der Konsumzone“ ist die letzte von zehn Veranstaltungen im Wissensforum der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, und den Reaktionen zufolge muss es eine der besten sein. Gelächter, Zwischenrufe, Heiterkeit – dieser Kommunikationsexperte weiß wirklich, wie man ein Publikum begeistert.
Das liegt zum einen an seinen Qualitäten als Stand-up-Comedian. „Der normale Mensch findet Marketing erst mal saublöd, ein bisschen so wie Xavier Naidoo – etwas Schmieriges, das man ertragen muss“, sagt Blümelhuber etwa. Solche Schoten lockern auf und erhöhen den Wohlfühlfaktor, insbesondere, wenn sie frei vorgetragen werden.

Eine neue Liebe…

Zum anderen aber vermittelt Blümelhuber in seiner Show tatsächlich Inhalte und Fachwissen, wenn auch im Schnelldurchlauf. Erfreulicherweise geht er auch hier nicht nur auf die Koryphäen seines Faches ein – eine der wichtigsten Botschaften zitiert er von Jürgen Marcus: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben.“ Und weil die Liebe immer nur einen Augenblick dauere – hierzu verweist er auf den österreichischen Autor Leopold von Sacher-Masoch und dessen Skandalbuch „Die Venus im Pelz“ –, deswegen also müsse das Marketing immer mit dem Augenblick beginnen. Da ist Blümelhuber dann beim Porno, sprich der Frage, wie man den Kunden emotional auf Anhieb packen kann: „Was sind die Nummern, die der Kunde mit uns hat?“

Drei Tiere des Marketing

Nach einem Exkurs in die Neuropsychologie („Wie kommt man rein ins Gedächtnis?“), stellt Blümelhuber schließlich die „drei Tiere des Marketing“ vor: das Chamäleon, das fit ist und sich jederzeit anpassen kann, der Pfau, der (zumindest für Pfauenweibchen) sexy ist, und, irgendeine Pointe muss ja noch kommen, der Birkenspanner. Der ist in der Regel birkenfarben, kann sich also gut verstecken – dumm nur, dass es auch dunkle Exemplare gibt, die eben keine Tarnung finden. Sie brauchen neben Fitness und Sexyness vor allem: Glück. Ganz wie in der Unternehmenswelt.

Blümelhuber hat in München promoviert und lehrt an der Universität der Künste in Berlin. Er hat mehrere Bücher zu strategischer Kommunikation und Marketing veröffentlicht, hält Vorträge und ist als Unternehmensberater tätig.

Quelle: NOZ